Artefakte sind Echos, die keiner realen (anatomischen) Gewebestruktur entsprechen.
Sie entstehen durch physikalische Eigenschaften von Ultraschallwellen (Reflektion, Brechung, Streuung, Absorption) bei der Gewebepassage, vor allem an Grenzflächen mit hohen Impedanzunterschieden.
 
→ Manche Artefakte sind diagnostisch hilfreich, manche störend.
→ Die Kenntnis von Bildartefakten ist notwendig, um Verwechslungen zu vermeiden.

Tipp: Störende Artefakte können durch eine veränderte Geräteeinstellung, Schallkopfposition o. Schallkopfhaltung reduziert werden.

Schallschatten (Synonym: dorsale Schallauslöschung)

Durch wischen/ziehen des Bildes nach rechts oder links kannst du verschiedene Bildbeispiele für die dorsale Schallauslöschung sehen!

Schemazeichnung

Erklärung

Schallschatten entstehen hinter starken Reflektoren, z.B. Knochen, Konkrementen. An diesen Grenzflächen mit hoher Impedanz (Bildeindruck echoreicher Kuppenreflex bei einem Gallenblasenstein) wird der Ultraschallstrahl komplett absorbiert bzw. zurückreflektiert. Hinter dem starken Reflektor entsteht ein echofreier oder echoarmer Streifen. Hier ist der Schall komplett ausgelöscht. Auch Luft ist ein starker Reflektor und versperrt die Sicht auf die dahinter liegenden Strukturen. (Bildeindruck: „schwarzer Streifen = „Schatten“.)

⇒ WICHTIG: hilfreich bei Gallenblasensteinen, Nierensteine, Gefäßverkalkungen. Cave: Keine Bildinformation im Schatten.

Dorsale Schallverstärkung (Synonym: Schallüberhöhung)

Durch wischen/ziehen des Bildes nach rechts oder links kannst du verschiedene Bildbeispiele für die dorsale Schallverstärkung sehen!

Schemazeichnung

Erklärung

Bei der Ausbreitung durch Flüssigkeiten werden Schallwellen nahezu nicht abgeschwächt. Es bleibt mehr Restschall-Energie übrig als in den danebenliegenden Bildbereichen: die vom Schallkopf aus hinter dem Hohlraum (z.B. eines großen Gefäßes, ZysteGallen-/Harnblase) gelegene Struktur wird im Vergleich zum übrigen Gewebe fälschlicherweise zu echoreich=hell dargestellt. (Bildeindruck „weißer Streifen hinter der Zyste“)

⇒ WICHTIG: nützlich im Nachweis von Zysten oder anderen flüssigkeitshaltigen Strukturen. 

NB: Sicher hast du es bemerkt: auf dem Ultraschallbild ist noch ein anderes Artefakt erkennbar – welches?

Randschattenartefakt (Synonyme: Zystenrandschatten, Tangentenartefakt)

Durch wischen/ziehen des Bildes nach rechts oder links kannst du verschiedene Bildbeispiele für das Randschattenartefakt sehen!

Schemazeichnung

Erklärung

Am lateralen Rand von flüssigkeitshaltigen Hohlräumen entstehen durch Streuungs- und Brechungseffekte Randschatten (streifenförmige Schallauslöschungen).

⇒ WICHTIG: hilfreich in der Identifizierung von Zysten (cave: nicht verwechseln mit einem Steinschatten)

NB: auf dem Beispielbild und Video ist noch ein zweites Artefakt (dorsale Schallverstärkung)

Reverberationen (Synonyme: Wiederholungsechos, Kometenschweifartefakt, …)

Durch wischen/ziehen des Bildes nach rechts oder links kannst du verschiedene Bildbeispiele für Reverberationen sehen!

Schemazeichnung

Erklärung

Mehrfachreflexionen entstehen durch Reflexionen zwischen zwei stark reflektierenden Grenzflächen mit hoher Impedanz (z.B. hinter LuftKristallen….), wenn Schallwellen mehrfach zwischen ihnen hin und her laufen, bevor sie zum Schallkopf zurückkehren. Damit entsteht über die Laufzeitverzögerung ein Bild hinter der Grenzfläche, welches sich in Wirklichkeit oberhalb des Reflektors befindet (z.B. verkalkte Aortenwände). Nur die beiden ersten Banden entsprechen realen Grenzflächen.

In flüssigkeitshaltigen Organen kommt es zu Wiederholungsechos durch die Grenzfläche zwischen Gewebe und Flüssigkeit. Wie im Beispielvideo links zu sehen, scheint die Harnblase durch die Reverberationen nicht ganz echofrei.
Zusätzlich – aber nicht leicht zu erkennen – sieht man die distale Schallverstärkung dorsal der Harnblase.

⇒ WICHTIG: Diagnostisch wichtig zum Nachweis von freier Luft im Abdomen oder in den Gallenwegen (Aerobilie).

Spiegelung (Synonym: Spiegelartefakt)

Durch wischen/ziehen des Bildes nach rechts oder links kannst du verschiedene Bildbeispiele für die Spiegelartefakte sehen!

Schemazeichnung

Erklärung

An stark reflektierenden gebogenen Grenzflächen (z.B. Zwerchfell) werden Schallwellen lateral abgelenkt und gespiegelt. Einige Schallwellen laufen dann hin- und her, bevor sie zum Schallkopf zurückkehren. Aufgrund der verlängerten Rückkehrzeit und der abweichenden Richtung des Schallschalls entsteht ein Spiegelbild.

Diese Phänomen gibt es auch im Farb-Doppler.